Mawlamyine Lepra-Krankenhaus

Na Me sitzt mit verschränkten Beinen auf der Stufe vor der Eingangstür zu ihrem Haus und zündet sich eine Cheerot-Zigarre an. Nach dem ersten Zug steigt weißer Rauch auf. Die schmächtige 42 Jahre alte Frau zieht ein zweites Mal, bevor sie die grüne Zigarre beiseite legt und anfängt zu erzählen: „Ich fühlte mich erleichtert als ich hier ankam.“ Zwölf war Na Me damals. Die drei Jahre zuvor hatte sie allein im Dschungel leben müssen.

Heute muss Na Me nicht mehr einsam und versteckt in einer improvisierten Behausung im Dschungel leben. Das Backsteinhaus vor dem sie mit ihrer Zigarre sitzt steht auf dem Areal direkt hinter dem Mawlamyine Christian Leprosy Hospital im Süden des Landes. Seit über 100 Jahren existiert das spezialisierte Krankenhaus in Mawlamyine, einer betriebsamen Hafenstadt am Ufer des Thanlwin-Flusses im Mon State. Auf Initiative der Amerikanerin Susan Haswell, Tochter eines baptistischen Missionararztes, wurde 1891 zunächst mit finanzieller Unterstützung von Wesley Bailey, dem Gründer der weltweiten Lepra Mission, ein Heim für Leprakranke errichtet. Sieben Jahre später wurde daraus eines der ersten Krankenhäuser in Myanmar speziell für Leprapatienten. Aufgrund von permanenter Überbelegung und vielen Patienten, die mehrere Jahre hier verbrachten, war schließlich die Erweiterung des Krankenhauses um die kleine Häusersiedlung notwendig. Insgesamt 50 Häuser - die meisten für Myanmar typische Hütten aus Bambus und ein paar wenige gemauerte - für Leprakranke und ihre Familien sind auf dem Grundstück angesiedelt.

2003 hat das Gesundheitsministerium Myanmars Lepra für eliminiert erklärt. Nach den Anforderungen der Welt Gesundheitsorganisation (WHO) bedeutet das: weniger als ein Fall unter 10000 Menschen. Damit wurde das Kontrollprogramm zur Früherkennung von Lepra 2005 schließlich eingestellt und der Fokus auf andere Krankheiten wie HIV oder Tuberkulose gelegt. „Die Anzahl unserer Patienten nahm tatsächlich ab, aber seit 2011 steigt sie wieder“, sagt Oberschwester Nini Thein, die seit 31 Jahren im Krankenhaus in Mawlamyine arbeitet.

Dabei wurde Ende des 20. Jahrhunderts enorme Fortschritte in der medikamentösen Behandlung von Lepra gemacht. Mit der sogenannten Multi Drug Therapy (MDT) ist die Heilung zu 100 Prozent möglich. Auch der Behandlungszeitraum hat sich damit stark verkürzt, zwischen sechs und zwölf Monate dauert die Behandlung heute. Auf anraten der WHO wurde die MDT-Therapie 1988 in Myanmar eingeführt, seit 1991 werden alle registrierten Patienten kostenlos damit behandelt. Nur muss eben die Diagnose zunächst einmal gestellt sein.