Boxen Für Ein Besseres Leben

Obwohl in vielerlei Hinsicht ähnlich wie die thailändische Boxsportart Muay Thai ist Lethwei oder traditionelles burmesisches Boxen international deutlich weniger bekannt. In der burmesischen Version der Kampfsportart ist der Einsatz von Armen, Beinen, Ellbogen, Knien und sogar dem Kopf erlaubt. Außerdem tragen die Kämpfer keine Boxhandschuhe, die Hände sind während eines Kampfes lediglich mit Stoffbandagen umwickelt. Große Popularität genießt Lethwei vor allem im Süden Myanmars, im südöstlichen Bundesstaat Karen.

Bereits mit vier oder fünf Jahren beginnt eine Boxerkarriere, die oft zwanzig oder dreißig Jahre lang andauert. Zwar sind die meist zu Feiern in buddhistischen Klöstern ausgetragenen Kämpfe stets Publikumsmagnete, aber die jungen professionellen Boxer haben es schwer Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Mehrheit der jungen Kämpfer hat die Schule abgebrochen. Nur so können sie sich auf ihre Karriere als Boxer konzentrieren.

„Es ist notwendig eine gute Bildung zu haben. Ich konnte leider nicht zur Schule gehen, weil meine Eltern sich die Kosten nicht leisten konnten“, sagt Aung Zeya. Aung Zeya kam deswegen mit 18 Jahren aus einem abgelegenen Dorf im Karen-Staat nach Hpa-An. Er wollte Lethwei-Boxer werden, genauso wie seine älteren Brüder. Vor 15 Jahren hat er im Club von Moe Pae Lal im kleinen Dorf Maeng Ga Lay mit dem Training begonnen. Moe Pae Lal, der es selbst bis zum nationalen Champion geschafft hatte, gibt sein Wissen um den Kampfsport an den Nachwuchs weiter.

Ein knappes Dutzend junger Sportler lebt ein entbehrungsreiches Leben auf der Anlage des Clubs Me-Kathi in der Hoffnung zu Ruhm und vor allem Preisgeld zu kommen. Neben dem Training gibt es für die Jugendlichen nicht viel Abwechslung im Alltag. Trotzdem beklagt sich niemand, denn die meisten der jungen Boxer kämpfen nicht nur für sich selbst, sondern für ein besseres Leben ihrer Familien.

Der 33-jährige Aung Zeya kann heute mit den Preisgeldern seine Frau und seinen dreijährigen Sohn ernähren. Weil er einige Titel gewonnen hat ist seine Gage gut – und als Bonus gibt es bei den Wettkämpfen Geld vom Publikum für gute Aktionen. So kann Aung Zeya mehrere hundert Euro pro Kampf verdienen. Außerdem bekommt er als Trainer ein Monatsgehalt von 100.000 Kyat (knapp 70 Euro).

Jeden Morgen um 6 Uhr steht für Aung Zeya und die anderen Boxer des Clubs Me-Kathi die erste Trainingseinheit an: ein kurzer Lauf in der Kühle der Morgenstunde entlang des staubigen Pfads im tropischen Wald und danach Seilspringen, Laufen auf alten Autoreifen und Schattenboxen. Nach ein paar Minuten läuft der Schweiß. Nachmittags findet das zweite Training statt, damit die Kämpfer auf die Wettbewerbe vorbereitet sind.